Der Putzmann

Der Putzmann

Gut als Reinemachfee kann ich mich nicht bezeichnen
doch neben der grobstofflichen Säuberung geschieht
Auf Seelischem und Geistigem Gebiet einiges zwischen
Den Krümeln und Wollstaubknäuel

In dem Haus eines anderen Menschen jene Dienstleistung
zu erbringen ist so intim wie in getragene Kleider zu schlüpfen
Jeder Gegenstand ist eine Selbstaussage
Wie ist er platziert in Beziehung gesetzt mit anderen Objekten
Im Raum verteilt proportioniert verstaubt verklebt gesprungen
umgekippt

Symbole sind sie allemal praktische Helfer Erinnerungen
An Sehnsuchtsorte Fetische möglicher Lebensentwürfe ungelesene Bücher
Vergilbte Zeitschriften mit Essensspuren
Halb verwelkte Zimmerpflanzen und defekte Sanitäreinrichtungen
Alles zeugt von Ungeliebtheit oder Fürsorge
Dokumente der Vernachlässigung
Der mächtige Fern Sehbildschirm und die Einsamkeit des Hausbesitzers
Dann die Katze schwarz wie die Nacht ohne Sie bliebe das Haus ein Friedhof
Den Staubsauger flieht Sie wie der vergebliche Fluchtversuch eines Vogels
Den Sie gelegentlich in das Wohnzimmer trägt

Sichtbares Geschenk einer weltfernen stummen Kreatur

Geschieden fehlt das Weibliche verarmt einseitig kühl
darüber täuscht das geschmackvolle Mobiliar nicht hinweg
Männer Der Vater und ein längst überfälliger Sohn
Scheidungskind Klassenwiderholer drohte dem Vater mit Selbsttötung
Abhängigkeiten Groll gestaute Wut
Warum ging die Mutter Immer die Falle der Schuld und da rasch
konstruiert wird der Beschuldigte bestraft

Das geschieht völlig unbewusst und all der Wehmutsschleim klebt in dem
Zimmer und die Trauer hängt wie Spinngeweb umher
Die orientalische Kachel liegt gesprungen und es fehlt der Mut Sie
wegzuwerfen denn der Sprung ist ja so vertraut Eine Familie ist
wie eine Kachel schön und zerbrechlich wenn eine Härte ungefühlt
punktuellen Druck erzeugt springt Sie entzwei Wahrheit kann schmerzen

Die Toilette ist fertig der Staubsaugerbeutel ausgewechselt der Geldschein
zugesteckt und ein angebotener Espresso genossen
Danke und Abschied
Reinigen ist Vertrauen und Vertrauen ein Kind der Liebe

2 Responses »

  1. Bei meinen Eltern hatten Haushaltskräfte immer viel zu tun, da wir auch 5 Kinder waren, aber ich kenne auch Menschen die ihre Behausung nahezu sauber verlassen, weil ihnen der Dienst eines anderen Menschen zu intim ist, um ihn wirklich in Anspruch zu nehmen. Sicher gibt es da auch Grenzen des Zumutbaren, aber es ist eben auch nur ein Job und mitunter viel sauberer und würdevoller als bei so manchem Banker.

    • Arno von den würdevollen Rosen

      da hast Du ein Wahrwort gesprochen
      Der Anzug sauber und schön doch an der Not von Mitmenschen verdienen oder deren
      Nöte erst herbeiführen da ist doch ein Staublappen allemal sauberer als ein manipulierender
      Laptop..

      danke
      Dir Joachim von Staub und zu Herzen

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