Brief an den Tod

Brief an den Tod

Liebender Gevatter Tod
Schon länger wollte ich Dir schreiben doch der Tod der Zeit
Hat Mein Unterfangen immer wieder abgefangen
Bis ich heute die Federn eines Vögeleins auf meinen Terrassendielen fand
Sein Tod durch die Katze ist weder zu verurteilen
So ala „Du böse Raubtierkatze“ noch zu be mitleiden wie
Ach Du armes Vögelein Dein kurzes Leben ist jetzt vorbei und
Du kannst die stumme Welt im Frühling nicht mehr mit Deinem Gesang erfreuen
Du siehst schon wie gefährlich Deine Arbeit gerät wenn Sie nur als Vernichtung
mißgedeutet wird Ich sehe Sie so hätte Ich ein Gewand das jahrelang immer dünner
und fadenscheiniger wird doch nicht vergehen abgelegt werden könnte in Fetzen
liefe Ich einher So besorge Ich ein neues und erfreue Mich Seiner Farbe und
schützenden Wirkungsart
Leider hat Dein Ruf so schmählich gelitten seit die Kirchenmänner als
neues Dogma in Nizäa 325 verkündeten der Mensch lebe nur einmalig
Gott „der Herr“ habe Uns nur dies eine Leben gewährt
Damals wurde die Reinkarnation getötet
Dabei ist es ja wie mit Deinem kleinen Bruder dem Schlaf
Abends erschöpft und des Wachseins überdrüssig legen Wir den Körper ins Bett verlassen Ihn für die Weile der Nacht mit Seele und Geist und schlüpfen
des Morgens erfrischt wieder hinein das Abenteuer Leben zu gestalten
Ja die Angst hat Sich so verselbständigt das Du zum größten Feind erkoren bist
Wie sonst könnte ein Hasser einen Körper zerstören wollen der Ausdruck
einer Idee einer Gesinnung nur ist denn die seelisch geistige Natur des
Verkörperten kann er nicht vernichten Absurd doch das ist der Triumph
der Militärs Ihre kranke Rechtfertigung
Die Kräfte hinter dem Verbrechen an Kaspar Hauser wussten das wenn Sie Ihn
schon als Säugling umgebracht hätten Sein Geisteswesen flugs in eine neue Wiege geschlüpft wäre Also hielten Sie Ihn zwölf Jahre in dunkler Kerkerhaft gefangen
Du siehst Ich bin Dein Freund und Du Mein Ratgeber
Denn „Lebe so als wäre jeder Tag Dein letzter“ist je kein Abgesang auf die Vergänglichkeit wiewohl das Spüren des bedeutsamen einmaligen jetzigen Augenblicks
Ich bedanke Mich bei Dir für Deine schwere meist undankbare Arbeit die solange
verkannt sein wird bis der Mensch wieder die Gewissheit hat
Ich bin kein Körper Ich habe einen Körper
In der Welt des Liebens ist Vernichtung Illusion
Wandlung Veränderung und Erneuerung Natur und Jahreszeit der Unendlichkeit
Ewiges Freisein von Anhaftung an jegliche Form wie ein Wassertropfen nie
nur Sich Selber bleibt Sich ständig wandelnd Quell Wolke Meer und Freudenträne ist

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