Das verbrannte Tagebuch

Das verbrannte Tagebuch

 

 

Im Kamin eines verlassenen Hauses
Mich ziehen solche Orte magisch an
Fand sich in der Asche ein verkohltes Buch

Ich nahm es heraus stocherte mit einem Stöckchen
Und entdecke noch etwas Leserliches Tagebucheintrag
Dienstag den Datum verkohlt Ich ging heute Spazieren

In die freie Landschaft und sah eine Frau nebst Hund
Im Gespräch mit einem Gartenzaunmann sie endeten
Ich sah wie der Mann ein Futterhäuschen für Vögel

Anbrachte und grüßte ihn ich erzählte über die dunklen
Eichhörnchen die bei mir Sonnenblumenkerne naschen
Und die rotbraunen Eichkatzerl immer weniger sichtbar sind

Er erwies sich als fanatischer Naturwissenschaftler
Der Platon als Glaubensystem verunglimpfte und ich
Brach das unerquickliche Rechthabertum grüßend ab

Zurück gehend traf ich die Frau mit Hund wieder
Der Hund vor ihr sitzend den Kopf wie in Anbetung
Zu ihr erhoben sie redet mit ihm füttert ab und an

Auf Grußweite hetzt der Hund auf mich bellend zu
Sie ruft ihn zurück ich war stehen geblieben
Wofür sie den Hund abrichtete war unerfindlich

Zumindest nicht fremde Mitmenschen wohlwollend zu achten
Dann kam ich im Ort an eine Üpsylonstraßengabel gen Osten
Ein modernes granitenes Kriegerdenkmal in Kreuzform

Aus drei wuchtigen Rechtecken Deutsch Französischer Krieg
1914 bis 1918 Zweiter Weltkrieg vorne BundesWEHR
Davor als Schattenwurf in schwarzem Bruchstein auf Erden

Ein Kreuz das Umfeld weiße Bruchsteine Links der Straße
Ein gemauertes Halbrund flankiert von zwei überhöhten
Sitzbänken im Sockel das Wort Heimat darüber ein großes

Holzkreuz ohne Folterleiche im Zentrum hatte jemand
Ein grünes Herz gemalt und genau gegenüber der Straße
Weiter unten ein Bayrisches Marterl mit Regendächlein

Die Front plexiglageschützt gegen Vogelschmiß schräg
Wie verschämt stehend   Drei Kreuzinstallationen
Und die Wissenschaft des bellenden Hundes

 

 

 

 

 

 

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