Glückskind

Glückskind

 

 

 

Ich bin wahrlich ein Glückskind
Vaterlos aufgewachsen
Mutter drohte uns zu verlassen

Meine sechsjährig ältere Halbschwester
Und mich Ach hätte ich Dich doch nie geboren
War einer Mutters Verzweiflungsstoßseufzer

Doch wurde ich nicht abgetrieben
Wie mein im Krieg gefallener Vater wollte
Der dann doch im anderen Stadtteil lebte

Wir hatten einen gelben Kanarienvogel
Der sich die Kehle durchschnitt sängerstumm
Als Mutter beim Körperwaschen am Becken

Das Handtuch zu schwungvoll warf
Und über den Rücken den Vogelbauer
Von der Mansardenwand riß

Ich bin vor Glück berstend
Und totunglücklich wenn ich Es
Nicht verschenkend teilen kann

Ich bin tieftraurig über den Zustand
Der erstarrten Realitätssysteme weltweit
Und brenne vor Liebe eine Gefahr für Leib und Leben

So sprach eine Frau letzten Sonntag
In einem Gesprächskreis über meine Wesensart
Da Sie mich einst Tanzen sah

Auf einem Konzert altorientalischer Musik
Meine Lebendigkeit mache manchen Menschen Angst
Soll ich deshalb unlebendiger werden Nein

 

 

 

 

 

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