Das leere Blatt

Das leere Blatt

 

 

Heute gerade eben wie mir Brauch
Von alters her legte ich ein reines
Weißes frisches  Blatt vor mich hin

In der trauden Absicht
Es mit meinem Stift zu schwärzen
Denn ich bin ein Diener der schwarzen Kunst

Obwohl ich des Längeren schon
Blaue Tinte nurmehr verwende
Einfach der beruhigenden Farbigkeit wegen

Doch was geschah noch bevor ich den
Ersten Buchstaben ins Leben rief
Ein Stimmchen erklang und sprach also

Du warte noch ich will Dir heute etwas künden
Mir stockte die Hand die Feder entfiel mir
Und nebst großen Augen blieb die Kinnlade offen

Weist Du denn was ich bin fragte das Blatt
Ich schüttelte nur stumm den halsstarrigen Kopf
Ich bin ein Wesen dessen Eltern Sonne Mond und Sterne

Feuer Wasser Luft und Erde sind und alsodenn
Ein baumgeborenes Kind des Lebendigen
Gefällt eines Tages von starker Männerhand

Entastet wegeschafft aufgeladen und transportiert
Die Holzmühle war die erste Rast zermahlen
Eingestampft und zu Brei erweicht

Erhitzt getrocknet ausgewalzt gebleicht
Und flachgepresst kurzum jetzt selbst
Ein Blatt wie ehedem tausende an mir

Sodann zerschnitten hin auf Deutsches Maß
Gebündelt eingepackt und wegegeschafft
Gelagert hochgehoben hin und her

In einem Laden im Regal verwahrt
Bis Du erschienst und mich hierher
Befreit in Dankbarkeit will ich

Dir eingestehn wer Wandel will
Der muß vergehn um ganz anders
Wieder neugeboren aufzuerstehn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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